Dieser Ausschnitt aus Jakob Heins Buch “Mein erstes T-Shirt“
über seine Jugend als Punker in der ehemaligen DDR handelt konkret von der
Ausreichungsfeier des Personalausweises des Protagonisten und seiner Altersgenossen
(Genossen im wahrsten Sinne des Wortes !) und im allgemeinen von dem Lebensgefühl
eines Heranwachsenden im realexistierenden Sozialismus ostdeutscher Prägung.
Die angesprochene Feier wird sehr trocken und lakonisch
beschrieben. Man muss sofort darüber schmunzeln, wie wenig der Erzähler der
ganzen Zeremonie abgewinnen kann. Die beiden Erwachsenen (eine Polizisten und
ein Komiker) werden als humorlos und irgendwie fehl am Platz beschrieben. Aber
schließlich ist die ganze Feier für den jungen Punker überflüssig und auch
seine Altersgenossen verlassen das staatlich erzwungene Fest so schnell wie
möglich. Der Eindruck das der Erzähler auch sonst wenig von der Staatsmacht und
ihren Vorschriften und Schikanen hält bestätigt sich im Laufe des Textes
weiter. So wird unter anderem beschrieben, wie er einmal wegen des diagonalen
Überquerens einer Strasse zwölf Stunden lang eingesperrt wurde.
Neben des guten Unterhaltungswertes dieses Textes wird
schnell deutlich, dass Jugendbewegungen wie Punk der damaligen Staatsmacht ein
Dorn im Auge war. Denn immer wenn der junge Punker den Staatsbeamten mit
witzigen und kreativen Begründungen kommt, um sein abweichendes Äußeres zu
rechtferigen, schlagen ihm nur dumme und plumpe Autorität entgegen. So ist dann
auch das Totschlagargument der blassen Staatsdiener am Ende immer ein hilfloses
“Nu werdense nich noch frech“.