woensdag 8 april 2015

"Marita" von Selim Özdogan


Der Erzähler dieser Geschichte hat großen Liebeskummer. Seine Freundin Marita hat sich von ihm getrennt und ist nun mit einem anderen Mann zusammen. Sein ganzes Leben scheint sich nur noch aus einer endlosen Kette von mechanisch ausgeführten Routinetätigkeiten zusammenzusetzen. Er geht zur Arbeit, kauft ein, schaut fern, macht sauber und betrinkt sich gelegentlich. Mit anderen Menschen will er sich aber nicht treffen. Sie könnten die Leere, die seine große Liebe hinterlassen hat wohl doch nicht füllen. Wahrscheinlich hat er Angst, dass sein Verlust dann noch sichbarer wäre für ihn. Denn wer kann schon den endlos leeren Raum füllen, den ein noch immer geliebter Mensch hinterlassen hat.
Noch einmal lässt der Erzähler die Zeit der Gemeinsamkeit revue passieren und kommt schließlich zu dem Punkt wo Marita ihren neuen Freund kennengelernt hat.
Er sagt, dass dieser Zustand des Schockes, der Leere und der Apathie noch ein paar Wochen andauern wird. Das spricht dafür, dass er über seinen Zustand reflektieren kann und irgendwo weiß, dass er nicht ewig andauern wird. Und auch sein Nachbar versucht ihm so gut zu helfen, wie es geht.
Aber Hilfe und Selbsterkenntnis allein können eben nicht alle Wunden heilen. Zumindest nicht sofort. Es braucht bei großem Liebeskummer wohl auch immer viel Zeit, bis man wieder der Alte ist oder besser gesagt ein “neuer Alter“. Wenn der Erzähler dann am Schluss nochmal sagt, dass er sich manchmal am liebsten auflösen würde, bekommt man ein Gefühl dafür, wie groß der Schmerz ist, der in dieser Geschichte wirklich Raum und Zeit ganz und gar für sich beansprucht.

Die Geschichte spielt in einer vage zu bestimmenden Gegenwart. Und eigentlich wird die Geschichte auch nicht wirklich erzählt, sondern eher in der Form eines inneren Monologes an die Abwesende vorgetragen.


Ich denke, dass sich sehr viele Menschen in dieser Geschichte wiederfinden können. Denn die schmerzhafte Zeit nach einer unfreiwilligen Trennung macht fast jeder einmal mit. Aber das Zulassen und Durchleben eines tiefen Schmerzes machen einen Neuanfang häufig erst überhaupt möglich. Amen!

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